Einblicke: Die Sichtweise eines Neurowissenschaftlers
Martin Inderbitzin
Martin studierte Neurobiologie an der ETH Zürich und promovierte in Neurowissenschaften an der UPF Barcelona. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit dem Verständnis von Stress und Emotionen und deren Auswirkungen auf Lernen und Verhalten. Nach seinem Studium arbeitete Martin als Medienproduzent bei dem Zürcher Filmunternehmen PANIMAGE GmbH. 2012 wurden seine Träume von einer erfolgreichen Karriere durch eine Bauchspeicheldrüsenkrebs-Diagnose jäh zerstört. Noch während der Behandlung beschloss Martin, sich für einen Triathlon anzumelden, obwohl er diesen Sport bis dahin noch nie ausgeübt hatte. Basierend auf seinen persönlichen Erfahrungen rief er MySurvivalStory.org ins Leben, eine gemeinnützige Initiative, die inspirierende Geschichten über das Überleben von Krebserkrankungen rund um den Globus dokumentiert, mit dem Ziel, anderen Patienten und Familien zu helfen, die Krankheit und ihre psychologischen Auswirkungen besser zu bewältigen . Heute ist Martin noch immer am Leben und progressionsfrei unter Therapie. Es geht ihm gut und er geniesst ein «fast normales Leben» wir er sagt.
Schlüsselszenen
Symptome ignorieren
Maja ist es gewohnt und stolz darauf, alles auf dem Hof selbst zu erledigen. Obwohl sie eindeutig erschöpft ist und an anhaltendem Husten leidet, möchte sie, dass in ihrem Leben alles so bleibt, wie es ist.
Dass Maja ihre Symptome ignoriert ist völlig normal und passiert vielen Patientinnen und Patienten. Einerseits wollen wir nicht daran denken, dass es etwas Schlimmes sein könnte, und andererseits wollen wir uns nicht eingestehen, dass wir ein Problem haben. Ich dachte nie, dass ich jemals Krebs haben könnte.
Zögern Hilfe anzunehmen
Majas Tochter, Beat und Luca bieten zwar an, Maja einige Aufgaben abzunehmen und sie zu unterstützen, aber Maja findet stets Ausflüchte und lehnt ihre Hilfe ab.
Was wir hier bei Maja beobachten ist ein klassisches Phänomen bei Betroffenen. Währendem wir anderen gerne helfen, fällt es uns oft schwer selbst Hilfe anzunehmen. Hilfe annehmen zu können will gelernt sein, das fällt nicht nur Maja schwer, sondern vielen Patienten/innen. Wir verwechseln Stärke zeigen mit stark sein. Wahre Stärke besteht aber darin, seine Schwächen zu kennen und eben anzugehen. Das braucht aber eine kräftige Portion Mut.
Vermeiden mit anderen über ihre Diagnose zu sprechen
Maja hat ihrer Tochter nie von ihrer Diagnose erzählt.
Maja denkt wohl, dass sie mit ihrem Verhalten ihr Umfeld schützen kann Doch oft führt das ‘Ausschliessen’ des Umfeldes gerade zum Gegenteil. Sich getrauen ehrlich und offen miteinander zu reden ist nicht immer einfach, doch essenziell, damit wir einander besser verstehen können.
Krankheit annehmen
Die Lage ändert sich, als Backpacker Luca Maja daran erinnert, dass wahre Stärke darin liegt, anderen zu vertrauen. Maja gibt nach und lässt Luca auf dem Traktor mitfahren. Als sie zu schwach ist, darf er das Steuer übernehmen.
Eine wunderschöne Szene, wo Maja den ersten Schritt zum Self-Empowerment macht: Sie akzeptiert ihre Situation. Wobei Akzeptanz nicht mit Resignation verwechselt werden darf. Akzeptieren heisst nicht aufgeben. Akzeptieren heisst eine bewusste Entscheidung zu treffen, das anzunehmen was ist und das Beste daraus zu machen.