Gegen 85-90 Prozent der sexuell aktiven Menschen stecken sich mindestens einmal mit Humane Papillomaviren (HPV) an. HP-Viren stellen für Jungen und Männer ein Risiko dar, weil sie unter anderem Mund-Rachen-Krebs, Peniskrebs oder harmlose aber lästige Genitalwarzen auslösen können. Alles zu den Folgen und Schutzmöglichkeiten.
Lange galten HP-Viren als Mädchenthema, weil das Virus vor allem bekannt dafür war, Gebärmutterhalskrebs auszulösen. Zum Glück hat sich in Sachen Prävention und Aufklärung zu HPV einiges getan. Denn inzwischen ist klar, dass HPV auch für Jungen und Männer ernsthafte Folgen haben kann – egal ob du Sex mit einer Frau oder einem Mann hast.
Meist harmlos aber eben nicht immer
Wusstest du, dass es über 200 verschiedene HPV-Typen gibt? Die meisten von ihnen sind harmlos. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden zwischen Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen. Paradoxerweise verläuft gerade eine Ansteckung mit Hochrisiko-Typen zu Beginn symptomfrei, weshalb die meisten Männer aber natürlich auch Frauen gar nicht wissen, dass sie sich mit HPV angesteckt haben.
Hochrisiko-Typen und Krebs bei Männern
In ungefähr 90 Prozent der Fälle kann der Körper das Virus erfolgreich bekämpfen und es verschwindet innerhalb von zwei Jahren wieder. Ein Medikament oder eine Behandlung gegen das Virus gibt es jedoch nicht. Dauert die Infektion an, können Hochrisiko-Typen verschiedene Krebsarten auslösen.
Forschende gehen davon aus, dass 4,5 Prozent aller Krebserkrankungen weltweit auf HPV-Infektionen zurückzuführen sind. Der bekannteste ist der erwähnte Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Doch daneben kann es auch zu Mund-Rachen-Krebs, Anal- oder Peniskrebs kommen. Laut dem Swiss Medical Forum betreffen bis zu 30 Prozent der HPV-bedingten Krebsdiagnosen Männer.
80 Prozent aller Analkrebs-Fälle sind laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf HP-Viren zurückzuführen. Hierzulande werden jedes Jahr gut 200 Fälle mit dieser Krebsart registriert – 60 davon bei Männern. Europaweit erkranken jährlich gar 2400 Männer an HPV-bedingtem Analkrebs, 5000 an Mund-Rachen-Krebs und 1000 an Peniskrebs.
HPV-bedingte Krebsarten nehmen zu
Laut Deutschem Ärzteblatt nehmen die Fälle von Analkrebs insbesondere bei homosexuellen Männern zu. In einem Berichten der Zeitschrift «Sexually Transmitted Infections» gehen Experten davon aus, dass homosexuelle Männer ein 15-mal höheres Risiko haben, an einem Analkarzinom zu erkranken als heterosexuelle Männer.
Beim Oralsex scheinen Männer ein höheres Risiko zu haben, sich mit HPV anzustecken als Frauen. «Ein Grund dafür könnte sein, dass die Viren häufiger im weiblichen Intimbereich als im Intimbereich von Männern nachweisbar sind», schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum. Allerdings weisen die Fachpersonen auch darauf hin, dass es zum Ansteckungsrisiko durch Oralverkehr noch weiter Forschung braucht. Doch so oder so beobachten Krebsforschende eine Zunahme an Oropharynxkarzinomen, also Mund-Rachen-Krebs bei beiden Geschlechtern.
Das zeigt: HPV ist längst kein Frauenthema. HPV bei Männern stellt ebenfalls ein ernstes Risiko dar.
Niedrigrisiko-Typen und lästige Genitalwarzen
HPV-Typen mit niedrigem Risiko können bei Männern und Frauen gleichermassen zu lästigen Feigwarzen, auch Genitalwarzen genannt, führen. Bei etwa ein bis zwei Prozent der sexuell aktiven Menschen entwickeln sich im Intimbereich solche Warzen.
Feigwarzen sind eigentlich gutartige Tumore und für deine Gesundheit in der Regel ungefährlich. Sie können aber Juckreiz und Blutungen verursachen. Die Genitalwarzen beim Mann bilden sich meist am Penis. Je nach Sexualpraktik – beispielsweise bei gleichgeschlechtlichem Verkehr – können sich Feigwarzen auch am After bilden. Da sie im Genitalbereich entstehen, belasten sie oftmals die Beziehung und das Sexleben aber auch die Psyche der Betroffenen.
Bei ungefähr einem Drittel der infizierten Personen heilen die Feigwarzen von alleine nach ein bis zwei Jahren ab. Im Normalfall ist jedoch eine ärztliche Behandlung nötig. Inzwischen weiss man, dass über 90 Prozent dieser lästigen Warzen von den HPV-Typen 6 und 11 verursacht werden, gegen die eine Impfung schützen kann. Dazu gleich mehr.
Was das Risiko einer bleibenden HPV-Infektion erhöht
Das Immunsystem ist der einzige Schutzschild gegen Viren und so auch gegen HPV. Insbesondere ein ungesunder Lebensstil, der das Immunsystem beeinträchtigt kann es deshalb dem Körper erschweren, gegen das Virus anzukämpfen. Dies kann wiederum zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Dazu zählt beispielsweise Rauchen. Aber auch ein unterdrücktes Immunsystem etwa durch Medikamente oder wegen einer HIV-Infektion erhöhen das HPV-bedingte Krebsrisiko ebenfalls.
Eine Impfung kann dich schützen
Leider gibt es bisher keinen anerkannten HPV-Test für Jungen und Männer. Nur wer sexuell absolut enthaltsam lebt, kann sich 100-prozentig vor HP-Viren schützen – egal ob Mann, Frau, hetero-, homo- oder bisexuell. Das ist jedoch für die allermeisten Menschen keine Option. Kondome oder Femidome bieten einen gewissen Schutz gegen HPV, aber eben keinen absoluten. Deshalb gilt die HPV-Impfung bei Männern und Frauen als gute Möglichkeit sich vor einer Ansteckung und damit einhergehend vor den durch HPV ausgelösten Karzinomen und Feigwarzen zu schützen.
Daher empfiehlt das BAG allen Jugendlichen zwischen 11 und 26 Jahren die HPV-Impfung. Idealerweise wird die Impfung vor dem erste Mal Sex gemacht, aber auch danach kann eine Impfung sinnvoll sein. Denn selbst wenn du dich bereits mit einem bestimmten HPV-Typ angesteckt hast, bietet dir die Impfung immer noch Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen Virus-Typen. Zudem schützt dich die Impfung vor einer Reinfektion. Gut zu wissen: Bis 14 Jahre braucht es lediglich zwei Impfungen im Abstand von sechs Monaten. Nach dem 15. Geburtstag braucht es drei Impfungen.
Hier findest du weitere Information zu den Schutzmöglichkeiten und der Impfung.