Diagnose der pulmonalen Hypertonie

Aktualisiert am
Reading time
10 Minuten Lesezeit
Geprüft von
Author's Avatar
Maria Virant
Name and Affiliation
Maria Virant
Um festzustellen, ob eine pulmonale Hypertonie vorliegt, sind verschiedene medizinische Untersuchungen und Tests notwendig. Welche das sein können, ist hier erklärt. Ausserdem erfahren Sie mehr über die Einteilung der PH nach Krankheitsform und Schwere der Erkrankung zur Bestimmung der geeigneten Therapie.
Banner: Pulmonale Hypertonie

Mögliche Untersuchungen und Tests zur Diagnose der pulmonalen Hypertonie:


Ihr Blut wird im Labor auf verschiedene Parameter untersucht:

Zum Beispiel:

  • Hämoglobin
  • Sauerstoffgehalt im Blut (Blutgasanalyse)
  • Leber- und Nierenfunktion
  • Eisen und andere wichtige Elemente
  • Schilddrüsenfunktion
  • Anzeichen einer Kollagen-Gefässerkrankung
  • HIV-Antikörper
  • NT-proBNP.

Es gibt noch viele weitere Parameter, die mit einer Blutanalyse gemessen werden können.
 


Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, mit der sich die Struktur und die Pumpleistung des Herzens beurteilen lässt.

Die Ergebnisse helfen, den Druck in der rechten Herzhälfte zu schätzen und Veränderungen des Herzens erkennen zu können.


Radiologische Untersuchungen umfassen verschiedene bildgebende Verfahren wie z.B. Röntgenaufnahmen, die Computertomographie (CT) oder die Ventilations- und Perfusions-Szintigraphie.

  • Röntgenaufnahmen

Röntgenaufnahmen können erste Hinweise auf Veränderungen der Herzsilhouette oder der Lungengefässe geben.

  • Computertomographie (CT)

Eine CT liefert weitaus detaillierte Bilder, mit denen sich spezifische Anzeichen einer pulmonalen Hypertonie erkennen lassen.

Bei einer Computertomographie (CT) werden mithilfe eines Computertomographen in wenigen Minuten zahlreiche Bilder vom Körperinneren erzeugt und auf einen Computer übertragen.

Bei einer CT werden viele Bilder nacheinander aufgenommen, jeweils von einer neuen Körperschicht. Damit lassen sich  Gewebeveränderungen in ihrer ganzen Ausdehnung genau darstellen. Auch dreidimensionale Bilder von bestimmten Organen können mithilfe dieser Daten erzeugt werden.

  • Ventilations- und Perfusions-Szintigraphie der Lunge

Bei dieser bildgebenden Untersuchung geht es darum herauszufinden, ob Bereiche in der Lunge nicht richtig belüftet und durchblutet werden. Dies könnte auf eine Lungenembolie hindeuten.

Für die Untersuchung wird leicht radioaktives Material verwendet. Eine kleine Dosis atmen Sie ein, um die Luftverteilung in der Lunge (Ventilation) zu beurteilen. Eine weitere Dosis wird in die Blutbahn injiziert, um den Blutfluss (Perfusion) in den Lungen, zu untersuchen.


Die Magnetresonanztomographie ist eine weiterführende diagnostische Untersuchung. MRT-Bilder können Körpergewebe Schicht für Schicht sichtbar machen. Sie können präzise Informationen über die Struktur und die Funktion von Herz und Lunge sowie über Grösse und den Zustand der Blutgefässe liefern.

MRT-Bilder werden ohne Röntgenstrahlen mit einem Magnetresonanztomographen erzeugt. Das ist ein röhrenförmiges Gerät, in dem Sie für einige Minuten liegen müssen. Da das Gerät sehr laut ist, wird ein Hörschutz angeboten. Ihre Kleidung dürfen Sie in der Regel anbehalten, wenn diese keine Metallapplikationen enthält. Metall darf nicht in die Röhre.


Bei einem Lungenfunktionstest wird durch Messungen die Leistungsfähigkeit der Lunge geprüft. Dafür gibt es verschiedene Verfahren:

  • Kleiner Lungenfunktionstest: Spirometrie

Bei dieser Untersuchung wird gemessen wie viel Luft Ihre Lunge aufnehmen kann (Lungenvolumen) und wie viel Luft ein- und ausgeatmet werden kann (Luftstrom).

  • Grosser Lungenfunktionstest: Plethysmografie

Dabei wird die nach vollständiger Ausatmung in der Lunge zurückbleibende Luftmenge (Residualvolumen) gemessen. Zusätzlich wird der Atemwegswiderstand gemessen. Dieser Test wird in eine Kabine durchgeführt.

  • Lungenfunktionstest unter Belastung: Spiroergometrie

Bei dieser Untersuchung wird die Lungenfunktion gemessen, während Sie auf einem Fahrrad-Ergometer fahren. Dabei kann festgestellt werden, ob bei körperlicher Anstrengung eine Atemnot auftritt oder sich dabei verschlimmert.

  • Messung der Diffusionskapazität: DLCO-Test

Dabei wird gemessen, wie effektiv der Gasaustausch der Lunge ist. Wie viel die Lunge Sauerstoff aufnimmt und Kohlendioxid abgibt.
 


Dieser Test gibt Aufschluss über Ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Dabei wird gemessen, welche Distanz Sie in sechs Minuten auf einer ebenen Strecke zurücklegen können. Während des Tests werden Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz überwacht.

  • Die zurückgelegte Gehstrecke ist ein Mass für die Schwere der Erkrankung.
     
  • Menschen ohne körperliche Einschränkung können in sechs Minuten oft mehr als 500 Meter zurückliegen.


Nur eine Rechtsherz-Katheter-Untersuchung kann die Diagnose einer PH bestätigen.

Bei der Rechtsherz-Katheter-Untersuchung wird ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) mit einer Messsonde vorsichtig durch eine Vene zur rechten Herzhälfte geführt, wo verschiedene Parameter gemessen werden.

Während der Untersuchung können zudem verschiedene Tests durchgeführt werden, um die Reaktion der Lungenarterien und des Herzes unter verschiedenen Bedingungen zu prüfen, z.B. bei körperlicher Belastung, erhöhter Flüssigkeitszufuhr oder Einnahme von  gefässerweiternden Medikamenten.

Diese spezifischen Messungen sind sehr wichtig für die richtige Diagnosestellung und die Festlegung der Therapie.

Die Rechtsherz-Katheter-Untersuchung ist die einzige Methode, mit der die Blutflusswerte und vor allem ein erhöhter Druck in den Lungenarterien direkt gemessen werden können. Sie gibt ausserdem Auskunft darüber, ob und wie schwer das Herz bereits geschwächt ist.

WHO-Klassifikation der PH

Anhand der Befunde wird die pulmonale Hypertonie nach Krankheitsform und Schwere der Erkrankung klassifiziert (eingeteilt). Diese Einteilung erfolgt anhand der Vorgaben der WHOSie soll helfen, die bestmögliche Behandlung für Sie zu finden.


Das WHO-Gruppensystem klassifiziert, welche Art von pulmonaler Hypertonie vorliegt. Unterschieden werden fünf Gruppen.

  • Gruppe 1: Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)
  • Gruppe 2: PH infolge Linksherzerkrankungen
  • Gruppe 3: PH infolge Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie
  • Gruppe 4: Chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH)
  • Gruppe 5: PH mit unklaren und/oder multifaktoriellen Mechanismen


Ausführlichere Informationen über die fünf Gruppen der PH finden Sie unter Krankheitsformen.


Das WHO-Funktionsklassensystem gibt darüber Auskunft, wie stark die Krankheit ausgeprägt ist. Es werden vier Funktionsklassen (FC) unterschieden.

WHO-FC I
Patient:innen mit PH ohne Einschränkung der körperlichen Aktivität.
Gewöhnliche körperliche Aktivität verursacht keine übermässige Dyspnoe oder Müdigkeit, Brustschmerzen oder Beinahe-Synkopen.

WHO-FC II
Patient:innen mit PH, die zu einer leichten Einschränkung der körperlichen Aktivität führt. Sie fühlen sich im Ruhezustand wohl. Gewöhnliche körperliche Aktivität verursacht bereits Dyspnoe oder Müdigkeit, Schmerzen in der Brust oder Beinahe-Synkopen.

WHO-FC III
Patient:innen mit PH, die zu einer deutlichen Einschränkung der körperlichen Aktivität führt. Sie fühlen sich in Ruhe wohl. Schon minimale Aktivität verursacht starke Dyspnoe oder Müdigkeit, Schmerzen in der Brust oder Beinahe-Synkopen.

WHO-FC IV
Patient:innen mit PH, die nicht in der Lage sind, eine körperliche Tätigkeit ohne Symptome auszuüben.
Diese Patient:innen zeigen Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz. Dyspnoe und/oder Müdigkeit können auch in Ruhe vorhanden sein. Die Beschwerden werden durch jede körperliche Aktivität verstärkt.
 

Wichtig

Je höher die Klasse, desto schwerer die Erkrankung und desto dringlicher ist es, dass eine genaue Diagnose gestellt und eine Therapie begonnen wird.

Geprüft von
Author's Avatar
Maria Virant
Name and Affiliation
Maria Virant
Description

Medical Lead General Medicine at MSD Schweiz

Maria Virant hat Pharmazie studiert. Seit über 30 Jahren bekleidet sie verschiedene Positionen bei MSD Merck Sharp & Dohme. Sie ist unter anderem in der Immunologie, im Bereich Diabetes und in pulmonaler Hypertonie sehr erfahren. Seit 2019 leitet sie den Bereich «General Medicine» bei MSD und prüft die hier veröffentlichten Informationen auf Richtigkeit und Qualität.