Nierenkrebs – Therapie

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Für die Behandlung von Nierenkrebs gibt es verschiedene Möglichkeiten – abhängig davon, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Was bedeuten die einzelnen Behandlungen und was ist für die Therapieplanung wichtig? Hier erfahren Sie mehr darüber und können eine Checkliste zur Vorbereitung auf Ihren nächsten Arztbesuch herunterladen.
Illustration Nieren

Wie wird Nierenkrebs behandelt?

Die Behandlung Ihrer Erkrankung wird sorgfältig auf Sie abgestimmt und berücksichtigt verschiedene Faktoren. Dazu gehören unter anderem:

  • welcher Tumortyp vorliegt
  • wie gross der Tumor ist
  • wo sich der Tumor genau befindet
  • ob sich der Tumor bereits ausgebreitet hat
  • wie schnell der Tumor wächst
  • ob die Krebszellen genetische Veränderungen aufweisen
  • wie alt der Patient/die Patientin ist
  • wie der allgemeine Gesundheitszustand ist.

All diese Faktoren werden vor Therapiebeginn umfassend geprüft, um die bestmögliche Behandlung für Sie zu planen.

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Behandlung von Nierenkrebs ohne Metastasen

Die Operation ist die wichtigste Behandlungsoption in frühen Krankheitsstadien. Dabei wird die Niere je nach Grösse und Lage des Tumors entweder teilweise oder vollständig entnommen. Das nennt sich Resektion.

Je nachdem, wie viel Gewebe entfernt wird, sprechen Ärzt:innen von folgenden Arten der Resektion:

  • Nierenteilresektion (organerhaltend):
    Entfernung des tumortragenden Teils der Niere und wenn möglich eines geringen Teils des gesunden umliegenden Gewebes zum Erhalt der Niere.

     
  • Polresektion:
    Arterien und Venen, die den Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, werden verschlossen oder entfernt.

     
  • Radikale Nephrektomie:
    Entfernung der ganzen Niere und wenn notwendig der Lymphknoten in der Nähe der Niere (hiliäre oder regionale Lymphadenektomie).

In seltenen Fällen wird die Niere entnommen, ausserhalb des Körpers operiert und anschliessend wieder eingesetzt. So können auch schwer zugängliche Stellen des Organs erreicht werden. Dieses Vorgehen nennt sich work-bench-surgery.

Wenn sich der Krebs in einem frühen Stadium befindet und noch nicht gestreut hat, kann er in vielen Fällen mit einer Operation vollständig entfernt werden. 

In fortgeschrittenen Krankheitsstadien, wenn der Krebs sich bereits ausgebreitet hat, ist eine Operation meistens nur in Kombination mit anderen Behandlungsmassnahmen sinnvoll.

Bei bestimmten Patient:innen mit kleinen Nierentumoren (kleiner als 4 cm) kann als Behandlungsstrategie «Active Surveillance», die aktive Überwachung, gewählt werden.

Das bedeutet, dass der Tumor nicht sofort behandelt wird, sondern in regelmässigen Abständen mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT kontrolliert wird. Ziel ist es, das Wachstum des Tumors zu beobachten und Veränderungen zu erkennen.

Diese Strategie wird insbesondere bei Patient:innen angewendet, bei denen eine Operation nicht notwendig oder nicht sinnvoll ist – zum Beispiel aufgrund eines langsamen Tumorwachstums oder bestehender gesundheitlicher Einschränkungen. Dadurch können unnötige Eingriffe und deren mögliche Risiken vermieden werden.

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Behandlung von Nierenkrebs mit Metastasen

Wenn der Krebs bereits gestreut hat, muss nicht nur der Nierentumor behandelt werden, sondern auch die Metastasen. Dazu stehen unter anderem sogenannte systemische Therapien zur Verfügung, die im ganzen Körper wirken.

Dazu zählen zum Beispiel:

Diese Medikamente greifen gezielt in Prozesse ein, die das Wachstum von Krebszellen fördern.

Diese Medikamente unterstützen das körpereigene Immunsystem dabei, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen.

Diese Therapien können alleine, als sogenannte Monotherapie, oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen oder miteinander eingesetzt werden.

Auch metastasierter Nierenkrebs wird in manchen Fällen operiert. Diese Operationen sollen meist Schmerzen lindern oder die anschliessende Therapie mit Medikamenten unterstützen.

Auch die Metastasen können manchmal örtlich mit einer Operation oder Bestrahlung behandelt werden.

Für kleine Tumoren bis 4 cm gibt es auch Behandlungen, die örtlich und gezielt angewendet werden können. Das ist besonders für ältere Patient:innen mit schweren Vorerkrankungen, bei denen eine Operation eine grosse Belastung wäre, vorteilhaft.

Zu diesen sogenannten «ablativen» Verfahren zählen:

Radiofrequenzablation (RFA)
Mit Hilfe von Wärme wird der Tumor zerstört. Durch eine Sonde wird Hitze von 60°C bis 100°C gezielt in das Tumorgewebe geleitet, um die Krebszellen abzutöten. Die Sonde wird entweder durch einen kleinen Schnitt in die Bauchdecke oder mittels einer Bauchspiegelung eingeführt.

Kryoablation
Der Tumor wird gezielt eingefroren, um ihn abzutöten. Dieses Verfahren funktioniert ähnlich wie die Radiofrequenzablation, allerdings wird der Tumor mit extremer Kälte (-60°C bis -70°C) behandelt, sodass die Krebszellen absterben.

Die meisten Nierenzellkarzinome sprechen nicht auf Bestrahlung an. Daher ist die Strahlentherapie nur bei wenigen strahlenempfindlichen Tumortypen eine Option. Sie wird vor allem in fortgeschrittenen Krankheitsstadien zur Behandlung von Metastasen eingesetzt, um Schmerzen und Beschwerden zu lindern.

Häufige Fachbegriffe

Kurative Therapie: 
Therapien, die auf Heilung ausgerichtet sind, nennen sich «kurative Therapien».

Palliative Therapie: 
Wenn der Krebs bereits so weit fortgeschritten ist, dass eine kurative Therapie keine Erfolgsaussichten mehr bietet, wird meist eine palliative Therapie angewendet. Sie soll krankheitsbedingte Beschwerden lindern, den Tumor möglichst lange kontrollieren und die Lebensqualität der Patient:innen erhalten.

Adjuvante Therapie: 
Unter adjuvanten Therapien (unterstützende oder ergänzende Therapien) versteht man Behandlungsansätze, die nach einer vollständigen Entfernung eines Tumors angewendet werden. Sie sollen das Risiko einer Rückkehr der Krebserkrankung (Rezidiv) verringern.

Wichtig
  • Eine Behandlungsentscheidung zu treffen, kann eine Herausforderung sein. Sprechen Sie mit Ihrem Ärzteteam und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen.

  • Vielleicht möchten Sie sich auch mit der Checkliste auf Ihren nächsten Arztbesuch vorbereiten.

Checkliste «Fragen zu meiner Therapie»

Hier finden Sie einige Fragen, die Sie Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin vielleicht stellen möchten.
Thumbnail-Checkliste-Therapie
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Ihr Behandlungsplan

Bevor die Therapie beginnt, wird Ihr individueller Behandlungsplan erstellt. Ihr behandelndes Ärzteteam wird Ihnen alles genau erklären, mögliche Nebenwirkungen besprechen und Sie dabei unterstützen, bestmöglich damit umzugehen.

Note

Ein enger Austausch ist sehr wichtig. Informieren Sie Ihr Ärzteteam umgehend, wenn Nebenwirkungen auftreten oder sich Ihr Zustand verändert.

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.