Medikamente zur Behandlung der Colitis ulcerosa
Zur Behandlung der Colitis ulcerosa stehen dem Gastroenterologen Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Häufig benötigen Patienten eine Kombination der verschiedenen Medikamente. Obwohl einige von ihnen Nebenwirkungen haben, überwiegen die Vorteile und die Linderung der Symptome oft die Nachteile.
Hier erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Medikamente.
5-ASA-Präparate
5-ASA-Präparate (5-Aminosalicylsäure), dienen der Entzündungshemmung im Darm und sind die Medikamente der ersten Wahl bei Schüben mit geringer Aktivität. 5-ASA-Präparate gibt es in Form von Tabletten, Zäpfchen, Einläufen und Rektalschäumen, die je nach Lokalisation der Entzündung angewendet werden. Wurde der Schub erfolgreich behandelt, können 5-ASA-Präparate zum Erhalt der beschwerdefreien Phase weiter gegeben werden.
Glukokortikoide
Glukokortikoid-Präparate werden auch als Steroid- oder Kortison-Präparate bezeichnet. Aufgrund ihrer vielfältigen Wirkungen auf die Abwehr- und Entzündungsreaktion vermitteln sie eine starke Entzündungshemmung und stellen einen wesentlichen Bestandteil für die Therapie der Colitis ulcerosa in akuten Situationen (Schub) dar.
Steroide werden bei Schüben mit mässiger bis schwerer Aktivität eingesetzt. Wichtig bei der Therapie mit Steroiden ist, dass man die Therapie nicht von heute auf morgen absetzen darf. Zum einen soll die erzielte Remission durch ein schnelles Absetzen der Medikation nicht gefährdet werden. Zum anderen kann die körpereigene Produktion des lebensnotwendigen Hormons Cortisol durch die Einnahme von "zusätzlichen" Steroiden möglicherweise heruntergefahren werden. Tritt eine Stresssituation auf, können grössere Mengen an Steroiden kurzfristig benötigt werden. Diese stehen beim sofortigen Absetzen nicht zur Verfügung, da die körpereigene Produktionsanlage erst wieder "hochfahren" muss. Steroide werden deswegen in ihrer Dosis zunächst verringert, bevor sie ganz abgesetzt werden können - man nennt diesen Prozess auch Ausschleichen.
Die möglichen Nebenwirkungen variieren von Patient zu Patient und sind abhängig von der Dosis und der Behandlungsdauer. Die wirksame Unterdrückung des lmmunsystems kann die Infektanfälligkeit erhöhen. Steroide dienen daher nur der Behandlung eines akuten Schubs bis maximal 12 Wochen und sind keine "Dauermedikamente". Da Kortison auch den Knochenstoffwechsel negativ beeinflusst, wird die gleichzeitige Einnahme von Kalzium und Vitamin D empfohlen.
Klassische Immunsuppressiva
Immunsuppressiva unterdrücken das körpereigene Abwehrsystem, das bei der Colitis ulcerosa fehlgeleitet ist und übermässig reagiert. Sie greifen in den Stoffwechsel der Abwehrzellen ein und führen zu einer verminderten Bildung dieser Zellen und andererseits zu deren Funktionshemmung. Sie werden in der Regel über einen längeren Zeitraum angewendet, um ein Wiederaufflammen der Entzündung zu verhindern und die Erkrankung langfristig kontrollieren zu können.
Immunsuppressiva kommen zum Einsatz, wenn die oben genannten Medikamente nicht ausreichen bzw. Kortison nicht ohne erneute Entzündungsaktivität abgesetzt werden kann.
Die meisten Patienten profitieren von der immunsuppressiven Therapie. Die Wirkung tritt jedoch erst nach mehreren Wochen bis Monaten ein.
Biologika
Auch Biologika sind Immunsuppressiva. Sie sind jedoch biotechnologisch hergestellt (daher der Name "Biologika") und hemmen gezielt einzelne entzündungsfördernde Botenstoffe oder die Einwanderung von Abwehrzellen in die Darmschleimhaut.
Zu dieser Gruppe gehören
TNFα-Blocker sind Antikörper, die spezifisch einen der entzündungsfördernden Botenstoffe, den Tumornekrosefaktor-α (TNFα), binden und somit ausschalten. TNFα-Blocker können den entzündlichen Prozess und die daraus resultierende Zerstörung der Darmschleimhaut stoppen.
Diese Therapie kommt zum Einsatz, wenn die Behandlung mit einem Steroid und einem lmmunsuppressivum bei einem Patienten mit moderater bis schwerer Colitis ulcerosa nicht ausreichend wirkt oder eine Unverträglichkeit gegen solche Therapien besteht. Die Wirkung tritt oft bereits innerhalb weniger Tage ein. Die Anwendung erfolgt entweder als Infusion oder als subkutane lnjektion.
Auch unter dieser Therapie kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen. Dazu zählen allergische Reaktionen und lnfusionsreaktionen. Da die lmmunabwehr effektiv unterdrückt wird, können TNFα-Blocker eine erhöhte Infektanfälligkeit bedingen. Vor Anwendung von TNFα-Blocker muss daher das Vorliegen von lnfektionserkrankungen einschliesslich Tuberkulose und Hepatitis B ausgeschlossen werden.
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Darmspezifische lntegrin-Hemmer
Für Patienten, die auf eine konventionelle Therapie oder auf TNFα-Blocker nicht ausreichend ansprechen oder diese Medikamente nicht vertragen, kommt die Behandlung mit einem lntegrin-Hemmer in Frage. Dieser verhindert, dass aktivierte Entzündungszellen, so genannte Lymphozyten, aus dem Blut in das Darmgewebe einwandern. So wird der Entzündungsprozess in der Darmwand gehemmt.
Seit einigen Jahren stehen auch sogenannte Biosimilars zur Verfügung. Ein Biosimilar ist dem Original sehr ähnlich (similar), aber aufgrund des komplexen Herstellungsprozesses nie exakt gleich.