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Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen, sammeln sich auch bei Morbus Bechterew und seiner Frühform bestimmte Abwehrzellen und entzündungsfördernde Botenstoffe in den Gelenken oder im Gewebe, ohne dass dort vermeintliche „Feinde“ wie Bakterien abzuwehren sind.
Als Folge dieser ständigen und übersteigerten Aktivität des Immunsystems entsteht eine chronische Entzündung, die für die typischen Krankheitssymptome verantwortlich gemacht werden kann. Es scheint, dass Botenstoffe wie TNF-α oder Interleukin-17 und -23 eine besondere Rolle bei der Entstehung spielen.
Gegenwärtig werden genetische Besonderheiten und bestimmte Umwelteinflüsse als Ursachen für die axiale Spondyloarthritis (axSpA) inklusive Morbus Bechterew diskutiert. Welche Faktoren aber genau die Erkrankung auslösen, ist bis heute nicht geklärt.
TNF-α – ein wichtiger Botenstoff
TNF-α fördert unter anderem die Abwehrreaktion auf schädigende Faktoren wie z. B. Krankheitserreger. Diese Reaktion wird nach erfolgreicher Beseitigung der schädigenden Faktoren normalerweise wieder heruntergefahren, die Entzündung klingt ab.
Bei Patient:innen mit axSpA inklusive Morbus Bechterew scheint dieser Mechanismus der Immunabwehr gestört zu sein: Es findet eine ständige, übermässige Nachproduktion von TNF-α statt, wodurch die Entzündung dauerhaft bestehen bleibt, d. h., chronisch wird.
Was ist HLA-B27 und welche Rolle spielt die Vererbung?
Das HLA-System beschreibt bestimmte Moleküle auf den Zellen, die eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Diese Moleküle sind für die Unterscheidung des Immunsystems zwischen „fremd“ und „eigen“ wichtig.
Bei durchschnittlich 60-85% der Patienten mit axialer Spondyloarthritis ist HLA-B27 als typisches genetisches Merkmal zu finden. Diese Tatsache weist auf eine erbliche Veranlagung hin.
Liegt HLA-B27 vor, bedeutet dies jedoch nicht automatisch, dass die Erkrankung auch ausbricht. Umgekehrt bedeutet das Fehlen des genetischen Merkmals nicht, dass diese entzündlich-rheumatische Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Weitere Gene und andere umweltabhängige Faktoren scheinen auch eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zu spielen.
Ist es möglich, einer axialen Spondyloarthritis bzw. Morbus Bechterew vorzubeugen?
Die axiale Spondyloarthritis und ihre fortgeschrittene Form, der Morbus Bechterew, sind die Folge einer Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems. Warum das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift, ist bis heute ungeklärt. Deshalb richten sich die Behandlungsmöglichkeiten nicht auf die Bekämpfung der Ursachen, sondern auf die Rückbildung der Symptome.
Da die genauen Ursachen unbekannt sind, lassen sich keine vorbeugenden Massnahmen definieren. Wenn Sie von Morbus Bechterew oder seiner Frühform betroffen sind, können Sie aber deren Verlauf beeinflussen.
- die axiale Spondyloarthritis (axSpA) inkl. Morbus Bechterew bis heute nicht heilbar ist, sich aber im Verlauf entscheidend beeinflussen lässt?
- die Entzündung mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten in vielen Fällen schnell und anhaltend reduziert werden kann?
- die Beweglichkeit mit einer regelmässigen spezifischen Gymnastik in vielen Fällen weitgehend bewahrt bleiben kann?
Medical Services Manager, MSD Schweiz
Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.