Menschen mit Autoimmunerkrankungen haben oft ein geschwächtes Immunsystem oder nehmen Immunsuppressiva, was sie anfälliger für Infektionen macht. Impfungen können dazu beitragen, viele dieser Infektionen zu verhindern.
Es gibt viele Autoimmunerkrankungen, die verschiedene Organe und Gewebe betreffen können. Dazu gehören zum Beispiel rheumatoide Arthritis und axiale Spondyloarthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder Psoriasis. All diese Erkrankungen sind durch fehlgeleitete Immunreaktionen gekennzeichnet, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift.
Wie funktioniert eine Impfung?
Impfungen können vor Krankheiten schützen, indem sie unseren Körper auf intelligente Weise immun machen: Sie schleusen Substanzen in den Körper, die als Infektion erkennbar sind, wie zum Beispiel ein Virus- oder Bakterienbestandteil. Dies veranlasst das körpereigene Immunsystem zur Produktion von Antikörpern und aktiviert ein Immungedächtnis, das den Körper schützen kann, wenn er mit der tatsächlichen Infektion konfrontiert wird. Diese Immunität kann für Jahre, Jahrzehnte oder sogar lebenslang nach der Impfung aufrechterhalten werden.
Was ist ein Totimpfstoff?
Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) enthalten abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können. Sie sind oft die bevorzugte Wahl für Personen mit geschwächtem Immunsystem. Totimpfstoffe können eine Auffrischimpfungen erfordern, da die Immunität im Laufe der Zeit nachlassen kann.
Zu den Totimpfstoffen zählen unter anderem Impfstoffe gegen:
- Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- HPV
- Influenza
- Meningokokken
- Pneumokokken
- Tetanus, Diphtherie, Pertussis
- Poliomyelitis parental
Was ist ein Lebendimpfstoff?
Lebendimpfstoffe enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger, die jedoch so abgeschwächt wurden, dass sie die Krankheit nicht verursachen können bzw. in seltenen Fällen eine milde Form der Krankheit hervorrufen. Lebendimpfstoffe lösen in der Regel eine stärkere und länger anhaltende Immunantwort aus. Lebendimpfstoffe erfordern oft nur eine oder wenige Impfungen, um einen langanhaltenden Schutz zu bieten.
Zu den Lebendimpfstoffen zählen unter anderem Impfstoffe gegen:
- Gelbfieber
- Masern, Mumps, Röteln
- Varicella
Impfempfehlungen bei Autoimmunerkrankungen
Für Menschen mit Autoimmunerkrankungen gibt es spezielle Impfempfehlungen. Dabei wird berücksichtigt, ob die Erkrankung neu diagnostiziert wurde oder schon länger besteht und ob Immunsuppressiva verabreicht werden.
Autoimmunerkrankungen der Gelenke
Von EULAR empfohlene Impfungen für Patient:innen mit autoimmunen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen:
Von EULAR / BAG empfohlen, wenn ein Ansteckungsrisiko besteht:
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Herpes Zoster mit Shingrix
Nur für neu diagnostizierte Patient:innen:
- Gelbfieber* (bei entsprechendem Reiseziel)
Vom BAG zusätzlich empfohlene Impfungen für die Allgemeinbevölkerung:
- Tetanus, Diphtherie, Pertussis
- Poliomyelitis parental
- Meningokokken
- Haemophilus influenzae typ b (Hib)
- Masern, Mumps, Röteln*
- Varicella*
* Sollten bei Patient:innen unter immunsuppressiver Therapie generell vermieden werden!
Impfungen können gelegentlich unerwünschte Wirkungen haben. Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird Ihnen alles genau erklären und sorgfältig abwägen, welche Impfungen in Ihrem individuellen Fall sinnvoll sind.
Autoimmunerkrankungen des Darms
Von IBDnet / BAG empfohlene Impfungen für Patient:innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen:
- COVID-19
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Herpes Zoster*
- HPV (bei jungen Patient:innen)
- Influenza
- Pneumokokken-Pneumonie
Gemäss IBDnet nur für neu diagnostizierte Patient:innen empfohlen:
- Gelbfieber* (bei entsprechendem Reiseziel)
- Varicella*
Vom BAG zusätzlich empfohlene Impfungen für die Allgemeinbevölkerung:
- Haemophilus influenzae typ b (Hib)
- Masern, Mumps, Röteln*
- Meningokokken
- Poliomyelitis parental
- Tetanus, Diphtherie, Pertussis
* Sollten bei Patient:innen unter immunsuppressiver Therapie generell vermieden werden!
Impfungen können gelegentlich unerwünschte Wirkungen haben. Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird Ihnen alles genau erklären und sorgfältig abwägen, welche Impfungen in Ihrem individuellen Fall sinnvoll sind.
- Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Impfstatus kennen und Ihren Arzt/Ihre Ärztin darüber informieren.
- Eine Impfung muss immer nach sorgfältiger Abwägung durch Ihren Arzt/Ihre Ärztin erfolgen.
- Wenn Sie mit einer Autoimmunerkrankung leben, können Ihre Familienmitglieder oder Menschen, mit denen Sie in engem Kontakt sind, Ihr Infektionsrisiko senken, indem sie ebenfalls geimpft sind.
- Das gilt insbesondere für Grippe, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
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Medical Services Manager, MSD Schweiz
Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.