Mit der Diagnose «Rheuma» verändert sich vieles. Schmerzen, Medikamente, Müdigkeit… Die Krankheit definiert die Grenzen, in denen sich das Leben abspielt. Das ist erst mal ein Schock. Wie soll der Kopf auch verstehen, dass der gleiche Körper, der bisher problemlos funktioniert hat, in aktiven Krankheitsphasen keine 10 Schritte schmerzfrei bewältigen kann? Diese Situation zu verarbeiten und das neue Leben mit der Krankheit zu akzeptieren, braucht Zeit und ist ein Prozess. Es bedeutet auch loszulassen, die Vergangenheit ruhen zu lassen, keine Vergleiche zu früher oder zu anderen zu ziehen und die eigenen Erwartungen an sich selbst anzupassen. Es ist die Bereitschaft, den Körper neu kennenzulernen, einen neuen Weg einzuschlagen und das Leben aus dem positiven Blickwinkel zu sehen.
Im Folgenden haben wir einige Tipps, die Sie vielleicht dabei unterstützen. Vorher erklären wir noch kurz, was unter «Rheuma» zu verstehen ist.
- Rheuma ist ein Sammelbegriff für über 200 verschiedene Erkrankungen, die sich in entzündliches und nicht-entzündliches Rheuma gliedern.
- Zu entzündlichem Rheuma zählen z. B. alle Formen der Arthritis und der Spondyloarthritis.
- Zum nicht-entzündlichen Rheuma zählen z. B. Arthrosen oder Osteoporose. Auch chronische Rückenschmerzen zählen dazu, wenn sie nicht Symptom einer entzündlichen Erkrankung wie Morbus Bechterew sind.
Wie Ihnen Bewegung und Sport trotz Rheuma Freude bereiten können
Sehen Sie in Ihrer Umgebung wie die Jahreszeiten die Natur verändern? Wie die Blätter an den Bäumen von saftig-grün zu strahlend Gelb wechseln und im Herbst plötzlich am Boden liegen? Wie schnell der Bauer seine Felder bestellt und schon das Heu schneidet? Wenn Sie sich regelmässig draussen bewegen, nehmen Sie all das wahr. Sie werden immer die gleiche ältere Dame mit ihrem Hund treffen und den Jogger, der sie jedes Mal, wenn er an Ihnen vorbei rennt, so nett grüsst. Dabei sind Sie in Bewegung. Sie sind abgelenkt, denken vielleicht während der Zeit draussen nicht an den Schmerz und geniessen die Begegnungen, die frische Luft, die Natur und dass Ihre Füsse Sie tragen.
- Mit der Zeit werden Sie sich fragen, ob Sie, wenn Sie heute rausgehen, wohl die bekannten Gesichter wieder sehen? Vielleicht freuen Sie sich darauf.
- Vielleicht erfahren Sie durch diese Begegnungen auch von anderen Personen in Ihrem näheren Bekanntenkreis, die eine rheumatische Erkrankung haben? Wenn es Ihnen guttut, öffnen Sie sich und sprechen Sie mit Menschen, die dasselbe durchmachen wie Sie. Vielleicht verabreden Sie sich hin und wieder zu einem Spaziergang oder wenn es Ihnen besser geht auch für einen Walk oder einer Fahrradtour.
- Haben Sie schon einmal Yoga probiert? Vielleicht ist das jetzt genau das Richtige für Sie. Fragen Sie Ihre:n Therapeut:in, ob die Bewegungen beim Yoga für Sie gut sind. Versuchen Sie’s. Yoga kann sich positiv auf Körper und Geist auswirken.
Fünf Fakten, wieso Sport für Rheumabetroffene gut ist
- Beim Sport schüttet der Körper vermehrt Endorphine (Glückshormone) aus, was positiv auf die Psyche wirkt.
- Sport stärkt die Muskeln und erhält die Beweglichkeit.
- Sport trägt zur Senkung kardiovaskulärer Risikofaktoren wie z. B. ein hoher Blutdruck bei.
- Sport reduziert die für Rheumabetroffene typische Müdigkeit und Erschöpfung.
- Durch Bewegung und Sport lässt sich Übergewicht vermeiden bzw. abbauen, was die Gelenke schont.
Welche Sportarten eignen sich bei Rheuma?
Vor allem gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Walking, Nordic Walking, Wandern, Skilanglauf, Schwimmen und Tanzen sind für Menschen mit geschädigten Gelenken geeignet. Auch Aqua Gymnastik, zügiges Gehen und moderates Krafttraining sind möglich. Wenn es Ihnen gut geht, spricht auch nichts dagegen, weiterhin Handball zu spielen, Ski zu fahren oder zu klettern. Wählen Sie die Sportarten, die Ihnen Freude bereiten.
Wichtig ist, dass Sie auf Ihren Körper hören und auf Warnsignale achten. Passen Sie die mögliche Belastung Ihrem Gesundheits- und Trainingszustand an und pausieren Sie in aktiven Krankheitsphasen.
Tipps, wie Sie es schaffen, sich zu Bewegung und Sport zu motivieren
- Überlegen Sie, wann und wie häufig Sie Bewegung und Sport in Ihren Alltag integrieren möchten und können. Planen Sie diese Zeiten in Ihrer Agenda ein. Dieser erste Schritt ist der Anfang.
- Wie lange haben Sie Ihre Sportkleidung schon? Fühlen Sie sich darin richtig gut? Wenn ja, umso besser. Wenn nicht, gönnen Sie sich etwas Neues.
- Wäre ein Schrittzähler ein Hilfsmittel, das Ihnen ein Ansporn ist? Probieren Sie es aus!
- Verabreden Sie sich mit anderen Personen und bewegen Sie sich gemeinsam.
- Überlegen Sie sich ein kleines Belohnungssystem und gönnen Sie sich etwas für Ihre Anstrengungen.
- Nehmen Sie Ihre selbst gesetzten Termine ernst: Denken Sie an das gute Gefühl, das Sie nach Bewegung und Sport verspüren und wie stolz sie sind, wenn Sie Ihr Programm absolviert haben.
Möchten Sie mehr zu diesem Thema wissen? Dann empfehlen wir Ihnen den folgenden Podcast, in dem u.a. eine Betroffene der Autoimmunerkrankung «Rheumatoide Arthritis» erzählt, wie sie mit der Krankheit umgeht und wie Bewegung und Sport sie durch den Alltag begleiten.
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Medical Services Manager, MSD Schweiz
Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.