Blasenkrebs – Therapiemöglichkeiten

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Für die Behandlung von Blasenkrebs gibt es verschiedene Möglichkeiten – abhängig davon, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Was bedeuten die einzelnen Behandlungen und was ist für die Therapieplanung wichtig? Hier erfahren Sie mehr darüber.
Illustration Blasenkrebs

Welche Therapien gibt es für Blasenkrebs?

Welche Behandlung für eine Blasenkrebserkrankung gewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Dazu zählen unter anderem:

  • welcher Tumortyp vorliegt.
  • wie gross der Tumor ist.
  • wo sich der Tumor genau befindet.
  • ob sich der Tumor bereits ausgebreitet hat.
  • wie schnell der Tumor wächst.
  • ob die Krebszellen genetische Veränderungen aufweisen.
  • wie alt Sie sind.
  • wie Ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist.

All diese Faktoren werden vor Therapiebeginn umfassend geprüft, um die bestmögliche Behandlung für Sie zu planen.

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Behandlung von Blasenkrebs bei kleinen Tumoren

Bei kleinen Tumoren kann manchmal schon die Transurethrale Resektion (TUR), die bereits in der Diagnostik zum Einsatz kam, die Behandlung sein. 

Voraussetzung ist, dass der Tumor noch nicht weit fortgeschritten ist – das heisst, der Tumor begrenzt sich vollständig auf die Schleimhautschicht der Blase und ist noch nicht in die darunterliegenden Schichten der Blasenwand eingedrungen.

Abhängig vom Tumorstadium und der Art der Krebszellen kann es vorkommen, dass sich nach einer transurethralen Resektion (TUR) erneut Tumorgewebe bildet (ein sogenanntes Rezidiv).

Betroffene, bei denen ein Rezidiv wahrscheinlich ist, können daher zusätzlich zur TUR Medikamente erhalten, die ein neues Wachstum verhindern sollen. 

Diese Zytostatika werden direkt in die Blase eingespült. Mögliche Nebenwirkungen sind hierbei häufig auf die Blase beschränkt.

Besteht ein mittleres oder hohes Risiko, dass sich erneut Tumorgewebe bildet (Rezidiv), kann ergänzend zur transurethralen Resektion (TUR) eine lokale Immuntherapie sinnvoll sein.

Hierbei kommen Arzneimittel zum Einsatz, die das Immunsystem anregen sollen. Der Bacillus Calmette-Guérin (BCG) kann nach der Operation angewendet werden, um die Rezidivwahrscheinlichkeit zu vermindern.

Wie bei der lokalen Chemotherapie nach TUR wird das Arzneimittel direkt in die Blase eingebracht.

Etwa 75% der Urothelkarzinome werden im frühen Stadium entdeckt, wenn sie noch nicht in die Muskelschicht der Blase eingewachsen sind (nicht-muskelinvasiv). Nicht-muskelinvasive Urothelkarzinome haben in der Regel eine gute Prognose.

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Behandlung von Blasenkrebs mit Metastasen

Bei Tumoren, die schon Metastasen gebildet haben, die besonders gross oder in die Muskelschicht der Blase eingewachsen sind (muskelinvasive Tumoren, ab T2), sind weitere Therapiemassnahmen erforderlich.

Dazu zählen zum Beispiel:

 

Ist der Krebs bereits in die Muskelwand der Blase eingewachsen, hat auf benachbarte Organe übergegriffen oder liess sich mit der transurethralen Resektion (TUR) nicht vollständig entfernen, ist in der Regel eine offene Operation nötig.  

Je nach individueller Ausprägung des Tumors kann die Blase vollständig entfernt werden. In manchen Fällen werden auch die benachbarten Lymphknoten und befallene Nachbarorgane entfernt. 

Das können bei Männern die Prostata und die Samenbläschen sein und bei Frauen die Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter und Teile der Scheidenwand. 

Abhängig von Lage und Grösse des Tumors, aber auch von Alter und Allgemeinzustand der betroffenen Person, kann es auch sein, dass die Blase nur teilweise entfernt werden muss.  

Nach einer Entfernung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Funktion der Blase zu ersetzen. Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird diese ausführlich mit Ihnen besprechen, sollte er/sie eine Zystektomie vorsehen. 

Bei fortgeschrittenen Tumoren kann auch eine Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) in Betracht gezogen werden. Hierbei sind die Heilungsaussichten genauso gut wie bei einer Blasenentfernung. Bei etwa 70 % der Patient:innen, die mit Strahlentherapie behandelt werden, kann die Harnblase erhalten bleiben.
 
Bei der Strahlentherapie kommen ionisierende Strahlen zum Einsatz, die die Krebszellen so schädigen können, dass diese sich nicht mehr teilen und vermehren können. In der Folge sterben die Krebszellen ab. Die erkrankte Person wird dabei nur an der betroffenen Stelle bestrahlt, denn die Strahlen wirken dort, wo sie auf das Gewebe treffen. Jedoch können auch umliegende gesunde Zellen angegriffen werden. 
 
Oft wird die Strahlentherapie bei der Behandlung von Blasenkrebs mit einer niedrig dosierten Chemotherapie kombiniert, um die Wirkung der Strahlen in den Tumorzellen zu verstärken. In diesem Fall spricht man von einer Radiochemotherapie.

Konnten bei einer Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden, wird oft eine ergänzende Chemotherapie empfohlen. Die Medikamente einer Chemotherapie (genannt Zytostatika) greifen in den Teilungsvorgang der Krebszellen ein und stoppen das Wachstum oder verhindern die Vermehrung der Zellen. 
 
In manchen Fällen ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass sie durch eine Operation nicht mehr geheilt werden kann. Zudem kann es nach der Operation zu einem Rezidiv (Rückfall, erneute Bildung von Tumorgewebe) kommen. 

Der Fokus der Behandlung liegt dann auf der Stabilisierung des Krankheitsverlaufs und der Linderung von Beschwerden. Eine Option ist in diesem Fall die Chemotherapie. Sie kann die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung erhöhen.

Über den Blutkreislauf verteilen sich Zytostatika im ganzen Körper und können dabei auch gesunde Zellen angreifen, die sich oft teilen. Schleimhaut- und Haarwurzelzellen gehören dazu. Die Folge sind Nebenwirkungen, die Ihr Arzt/Ihre Ärztin im Falle einer Chemotherapie ausführlich mit Ihnen bespricht.

Diese Medikamente unterstützen das körpereigene Immunsystem dabei, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen.

Immuntherapien sind inzwischen ein fester Bestandteil der Therapielandschaft. Sie werden entweder als Einzeltherapie oder zusammen mit Chemotherapie oder sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten eingesetzt. Generell kommen sie für erwachsene Patient:innen mit Urothelkarzinomen in fortgeschrittenen Stadien infrage. Für manche Patient:innen als erste Therapieoption, für andere, wenn sie nicht auf bislang etablierte Chemotherapien ansprechen oder für diese nicht geeignet sind.

Diese Therapien können alleine, als sogenannte Monotherapie, oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen oder miteinander eingesetzt werden.

Bei Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (Antibody Drug Conjugates, ADC) handelt es sich um eine Gruppe zielgerichteter Krebsmedikamente. 

ADC können anders als herkömmliche Chemotherapien gezielt Krebszellen angreifen, wenn diese charakteristische Oberflächenproteine tragen, die gesunde Zellen kaum oder gar nicht besitzen. Durch Anheften der Antiköper-Komponente an die Krebszellen kann der gekoppelte chemotherapeutische Wirkstoff gezielt an die Krebszellen herangetragen werden. Dieser löst dann den programmierten Zelltod der Krebszelle aus und macht sie so unschädlich.

Wenn Sie und Ihr Arzt/Ihre Ärztin sich für eine Behandlung entschieden haben, beginnt die Durchführung der entsprechenden Therapie. Dabei werden Sie von Ihrem Behandlungsteam begleitet – denn bei einer Krebserkrankung arbeiten verschiedene Spezialist:innen zusammen.

 
Häufige Fachbegriffe

Kurative Therapie: 
Therapien, die auf Heilung ausgerichtet sind, nennen sich «kurative Therapien».

Palliative Therapie: 
Wenn der Krebs bereits so weit fortgeschritten ist, dass eine kurative Therapie keine Erfolgsaussichten mehr bietet, wird meist eine palliative Therapie angewendet. Sie soll krankheitsbedingte Beschwerden lindern, den Tumor möglichst lange kontrollieren und die Lebensqualität der Patient:innen erhalten.

Adjuvante Therapie: 
Unter adjuvanten Therapien (unterstützende oder ergänzende Therapien) versteht man Behandlungsansätze, die nach einer vollständigen Entfernung eines Tumors angewendet werden. Sie sollen das Risiko einer Rückkehr der Krebserkrankung (Rezidiv) verringern.
 

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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.